Im Jahr 1964 wagte Dieter Opitz den mutigen Schritt und gründete die Firma Dieter Opitz Garten- und Landschaftsbau, ein Unternehmen, das sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem bedeutenden Akteur in der Baum-Branche entwickelt hat.
In diesem Interview erfahren wir vom Firmengründer und seine Frau Helga Opitz einiges über die Unternehmensgeschichte, Herausforderungen und Erfolge.
Herr Opitz, wie kam die Idee zur Gründung des Unternehmens?
Dieter Opitz (DO): Ursprünglich hätte ich die Landwirtschaft meines Großvaters in Schlesien übernehmen sollen. Wir waren spezialisiert auf Gurken-Anbau. Es kam anders und ich lernte Gärtner in der Schloßgärtnerei Wiesentheid und schon da galt mein großes Interesse den Bäumen.
Von dort ging es für mich weiter nach Nürnberg, wo ich bei Oliver von Delius Gartengestaltung KG Nürnberg, eine weitere Ausbildung zum Landschaftsgärtner absolvierte. Da war die Idee geboren, 1964 meine erste Firma zu gründen. Nach der Gründung absolvierte ich noch meine Meisterprüfung in Heidelberg. Während meiner Abwesenheit führte meine Frau Helga die Firma. Sie war bereits seit unserer Hochzeit verantwortlich für den kaufmännischen Bereich des Unternehmens. Neben Bäumen waren Entwicklung und Technik meine Leidenschaft. In den USA sah ich Maschinen, die große Bäume verpflanzen konnten und ich war mir sicher, das geht noch besser und größer.
Was waren die größten Herausforderungen in den Anfangsjahren?
Helga Opitz (HO): Wir mussten als Landschaftsbauer unser Geld im Sommer verdienen, da wir im Winter keine Aufträge hatten.
DO: Die größte Herausforderung war die Vorgabe meines Vaters: „Deine Firma darf keine Schulden machen!“. Also habe ich nach Feierabend in meiner Garage weitergearbeitet und entwickelte die erste Pflanzmaschine 1971 welche aus Schrottplatz-Teilen gebaut wurde, um nicht ins Minus zu geraten.
Gab es einen bestimmten Moment oder ein Ereignis, das den Durchbruch für das Unternehmen brachte?
HO: Weg vom Garten- und Landschaftsbau, hin zur Großbaumverpflanzung. Zum einen ist ein ganzjähriges Geschäft und zum anderen war es komplett neu. Überspitzt konnten wir sagen, wir haben im Frühling bereits unser Geschäft gemacht, wo der Galabauer erst wieder mit seiner Arbeit begann. Aber, das Ganze musste ein Erfolg werden, sonst wäre es unser finanzieller Ruin gewesen. Die Entwicklung war sehr teuer.
DO: Es gab viele solcher Ereignisse, allerdings stellten uns die vor weitere Herausforderungen. Zum Beispiel wurden die Bäume immer größer. 1977 gründete ich meinen eigenen Fertigungsbetrieb OptimalVertrieb Optiz GmbH. Dort entwickelten wir 1981 die OPTIMAL-Rundspatenmaschine 3000. Sogar der Wohnungsbauminister Dieter Haag kam damals zur Taufe nach Heideck.
HO: Die Mitgliedschaft in der DGG, die Kooperation mit einer Schweizer Spezialfirma für GBV und die spätere Übernahme eines Vertriebs-Mitarbeiters sind nur drei weitere von zig Meilensteinen, die zum Durchbruch führten. Wir sind sehr viel gereist, die Landschaftsgärtner kannten sich nicht aus mit GBV. Wir haben die Verpflanzung gemacht und die Firma vor Ort die Nebenarbeiten und Pflege.
Was hat sich über die Jahre hinweg verändert?
DO: In den 70ern war die GBV neu. Keiner kannte die Möglichkeiten. Ich wurde zum Teil als Spinner bezeichnet, denn alte Bäume verpflanzt man nicht.
HO: Wir gewannen Jahr für Jahr an Erfahrung. Was uns dazu bewegte großen Wert auf die Nachversorgung und Pflege zu legen. Gemeinsam mit der DGG entwarfen wir das Umwelt Aktuell, Pflegeanleitungen, Ausschreibungstexte, das Anlegen einer Rehazone, usw. Der „grüne“ Gedanke ist gestiegen – auch bei jungen Menschen – zum Glück.
DO: Auch das Wässern der verpflanzten Bäume ist unglaublich wichtig. Damals wurde ich dafür teilweise belächelt. Wenn wir im Nachgang den Auftrag für das Wässern nicht erhalten haben, litten einige Bäume. Die meisten denken Bäume wachsen von selbst – nein! Verpflanzte Bäume brauchen eine besondere Pflege. Der Wert eines alten, großen Baums steigt und die Tatsache, dass ein großer Baum wertvoll ist, findet mittlerweile in vielen Bereichen Anklang und Zustimmung.
Welche Prinzipien und Werte waren Ihnen von Anfang an wichtig?
DO: Es war so, dass ich immer versucht habe, die Technik weiter zu verbessern, die Arbeit zu erleichtern und das Ganze weiterzugeben.
HO: Natürlich gab es nicht nur technische Werte. Auch im Bereich der Mitarbeiter galt immer: wenn unsere Mitarbeiter arbeiten, arbeiten wir auch und somit waren wir mittendrin im Geschehen – das kam gut an. Teilweise waren unsere Mitarbeiter in der Aufbauphase der Firma um 22 Uhr noch nicht im Feierabend und gaben uns Info, dass es noch bis 1 Uhr nachts dauern wird, bis sie fertig seien. Da war es selbstverständlich, dass wir Brotzeit geliefert haben. Solche Arbeitszeiten wären heute undenkbar. Und, wir haben immer versucht Zeit mit der Familie zu verbringen. Vor Jahren habe ich meine Töchter gefragt, ob es schlimm war, dass ich anders als andere Mütter, so viel gearbeitet habe. Darauf kam die Antwort „Nein. Das einzig schlimme war, dass du immer in letzter Minute zu unseren Terminen gekommen bist!“ Das blieb hängen. Da unsere Töchter in unsere Fußstapfen traten, war es wohl ganz gut, wie es war.
Gab es Projekte die kläglich scheiterten?
DO: Natürlich. Zum Beispiel das Projekt Dattelzupfer. In Ländern wie z. B. dem Irak wachsen die schönsten Palmen und besten Früchte. Jedoch war die Dattel-Ernte sehr mühsam und umständlich. Außerdem litt die Qualität der Datteln, da sie einfach abgesägt wurden und ungebremst auf dem Boden aufschlugen. Deshalb entwickelte ich den Dattelzupfer. Meine Maschine mit fünf Achsen und riesigen Rädern konnte über die Wassergräben fahren und fing die Datteln nach dem Absägen, sanft über ein Fallrohr auf. Die Entwicklung kostete mich etwa 300.000 DM. Es stand eine Messe in Bagdad an und es war bereits besprochen, dass alles, was wir rüber liefern, übernommen wird. Dann kam der Krieg und der Dattelzupfer wurde nie verkauft. Lange Zeit wurde mir das Projekt „Dattelzupfer“ immer wieder mit einem Augenzwinkern unter die Nase gerieben (lacht). Wäre der Krieg nicht gekommen, wäre das sicher ein großer Erfolg geworden.
Blick in die Zukunft – wie wird sich die Großbaumverpflanzung weiterentwickeln?
DO: Es werden künftig noch mehr Bäume verpflanzt und die Bäume werden Dank der jahrelangen Erfahrung und auch Dank der Entwicklung im Bereich Dünger noch besser wachsen. Die GBV hat Zukunft, da sind wir uns beide sicher.
Die wichtigste Lektion, die Sie als Unternehmer und Familienmensch gelernt haben?
DO: Das wichtigste ist, dass sich alle untereinander verstehen und es zwischen den Firmen keinen Streit gibt. So profitiert die eine Firma von der anderen. Leider hat man in seinem Umfeld immer wieder mitbekommen, wie Firmen zugrunde gehen, weil man sich untereinander nicht verstand.
HO: Auch bei uns wurde sich gezofft. Das bleibt nicht aus und wir sind alle Alpha-Tiere. Aber wir haben immer versucht aufeinander zuzugehen. Das haben wir immer so gehalten. In unserer Ehe, mit unseren Kindern und im Geschäft. Mir war immer wichtig, wenn man etwas verspricht, auch nach allen Möglichkeiten versucht sein Versprechen zu halten. Ein ganz wichtiger Punkt, den ich aus einem Seminar mitgenommen habe, ist: Termine mit den Kindern sind genauso einzuhalten und wichtig zu nehmen wie die mit einem Geschäftspartner und das haben wir versucht, so gut wie möglich umzusetzen.
Gibt es Entscheidungen, die Sie rückwirkend anders getroffen hätten?
DO: Alle Versuche, die man gestartet hat und Geld in die Entwicklung gesteckt hat, dachte man anfangs, dass sie gut werden würden. Leider kann man es im Vornherein nicht immer einschätzen. Siehe Dattelzupfer!
Letzte Frage. Was war der stolzeste Moment in Ihrer Karriere?
DO: Es gab einige tolle Momente. Wenn man sich zum Beispiel ehrenamtlich engagiert und dafür eine Auszeichnung wie die goldene Stadtmedaille erhält.
HO: Oder der 1. Platz des Gründerpreises der Sparkasse war eine schöne Bestätigung für unsere Arbeit. Der Erfolg der Firma hat uns gezeigt vieles richtig gemacht zu haben.
DO: Was uns besonders stolz macht, ist dass unsere Kinder nie neidisch aufeinander waren.
HO: Wir haben einfach super Kinder. Wir sind sehr stolz auf unsere Töchter und wir sind immer für sie da. Wir wünschen ihnen privat und auch für die Firmen, für die sie verantwortlich sind, alles Gute.
DO: Wir haben nun einige männliche Enkel und Urenkel. Das freut uns, denn für Nachkommen ist bestens gesorgt und wir würden uns freuen, wenn Sie auch in die Fußstapfen unserer Kinder treten werden.